Shahid Alam
Die Kunst der arabischen Kalligraphie hat in meiner künstlerischen Tätigkeit einen besonderen Platz eingenommen.
Die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten eines Wortes, das erst durch die einzigartige Verbindungskunst der Buchstaben entsteht, faszinieren mich. Die Buchstaben opfern ihre individuelle Form, fügen sich, um sich dann miteinander zu verbinden. So entsteht eine neue Kunst der Wort-Skulpturen.
Shahid Alam – Der Kalligraph
Shahid Alam wurde in Lahore in Pakistan geboren, in eine Familie, in der über mehrere Generationen die Kunst der Kalligraphie gepflegt und tradiert worden war. Bereits im Alter von vier Jahren greift er zur Feder und beginnt spielerisch seine Hand in der arabischen Schönschrift zu üben. Regelmäßigen Kalligraphieunterricht erfährt er während der ersten drei Schuljahre in „Danisch Gah“ (eine Privatschule des bekannten Dichters Ehsan Danish); während der sieben Schuljahre in der katholischen Schule der Franziskaner in Lahore festigt und verfeinert er die frühen Grundlagen. Als reifender Künstler ist die Kalligraphie der Freiraum seines künstlerischen Schaffens.
Für die Aufnahme des Studiums in Deutschland lernte er zwei Jahre Deutsch im Goethe Institut Lahore, wo er die Sprache und Poesie Goethes kennenlernte und persönlich auch die weltbekannte Orientalistin Prof. Annemarie Schimmel, die seinen Werdegang als Kalligraphen bis zu ihrem Abschied 2003 intensiv begleitete.
Als junger Student kam er 1973 nach Deutschland, wo er Kunst, Pädagogik, Politikwissenschaften und Europawissenschaften studierte. Er unterrichtete über zwei Jahrzehnte in verschiedenen Schulen und Bildungseinrichtungen hauptsächlich in Deutschland, zwischenzeitlich aber auch in seiner Heimat Pakistan. Seit 1996 arbeitet er als freischaffender Künstler und lebt heute in Stolberg bei Aachen.
Die kulturelle und religiöse Vielfalt in seiner Heimat vor dem Hintergrund der dortigen politischen und wirtschaftlichen Antagonismen haben sein Leben und seine zutiefst sakrale Kunst entscheidend geprägt. Diese seine Kunst stellt er heute in der Freiheit der europäischen Öffentlichkeit in den Dienst des interkulturellen und interreligiösen Dialogs, der von der Ästhetik und Schönheit der arabischen Schriftkultur getragen wird und von dort aus neue Wege der Vermittlung und des gegenseitigen Verständnisses eröffnet. Als Künstler gelingt es ihm, eine Brücke zwischen Orient und Okzident zu schlagen. Er ist maßgeblich beteiligt an einer interkulturellen und interreligiösen Verständigung, die von der Ästhetik der arabischen Schrift getragen wird. Seine Arbeiten sind Visualisierungen von Dichtungen großer Literaten und Mystiker wie Goethe, Schiller, Rilke, Rumi, Ibn Arabi und anderen, der er gekonnt als Übersetzung, aber auch in den Originalsprachen in seine Werke einfließen lässt.
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Die kulturelle und religiöse Vielfalt in meinem Herkunftsland Pakistan vor dem Hintergrund der dortigen politischen und wirtschaftlichen Antagonismen haben mein Leben und meine Kunst entscheidend geprägt.
Meine Kunst stelle ich heute in der Freiheit der europäischen Öffentlichkeit in den Dienst des interkulturellen und interreligiösen Dialogs, der von der Ästhetik und Schönheit der arabischen Schriftkultur getragen wird und von dort aus neue Wege der Vermittlung und des gegenseitigen Verständnisses eröffnet.
Vor daher erstaunt es nicht wenig, dass gerade auch christliche Kirchen unterschiedlichster Konfessionen ihre Türen für die islamische Kalligraphie aus meiner Hand geöffnet haben; seit 2006 haben bereits 33 Ausstellungen in katholischen, evangelischen und reformierten Kirchen stattgefunden.
interkulturelle und interreligiöse Verständigung
Die Ästhetik der arabischen Schrift im Dienste der interkultureller und interreligiöser Verständigung.
Durch die Ästhetik der arabischen Schrift bzw. die Kunst der islamischen Kalligraphie baue Ich Brücken zwischen Orient und Okzident. Meine Ausstellungen in christlichen Kirchen sind keine Selbstverständlichkeit. Durch die Öffnung ihrer Türen für die islamische Kunst tut die Kirche damit einen großen und mutigen Schritt für den Weltfrieden. Mit Staunen hat die Öffentlichkeit die Eröffnung der Ausstellung in St. Peter Aachen 2007 wahrgenommen, als der Bischoff Heinrich Mussinghoff mit seinem Vortrag über die erste Koransure Fatiha die Ausstellung eröffnete. Die überwältigende Besucherzahl in allen meinen Ausstellungen beweist deutlich, dass ein breites Publikum diesen Ansatz sehr begrüßt.
Dialoge anstoßen
„Der Dialog der Religionen ist angesichts der heutigen Weltsituation dringender denn je. Die Geschichte gehört Menschen, die zusammenbringen, was früher getrennt war; Lebenswege gehen, die früher versperrt waren.“
K.J. Kuschel – Leben ist Brückenschlagen
Die kalligraphisch-bildnerisch dargestellte Dichtungen von großen Dichtern und Mystikern wie Goethe, Rilke, Hölderlin, Rumi, Ibn Arabi, Mansur Hallaj u.a. – in der arabischen Übersetzung und auch in der Originalschrift – bilden eine weitere Brücke für den Betrachter. Die Übersetzungen der arabischen Dichtungen in Deutsch und der deutschen Dichtungen ins Arabische sind wortwörtlich die Brücken zu anderen Ufern. Nicht nur die künstlerische Umsetzung der arabischen Texte, auch deren Inhalt ist wichtig für das Verständnis einer Kunst, die versucht, zwischen Orient und Okzident eine Brücke zu bauen und der Vision von Friedrich Rückert „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“ ein Stück näher zu kommen.